Durations 4 - Feldman, Morton

Titel

Durations 4

Komposition

Feldman, Morton

Besetzung

Violine, Violoncello, Vibraphon

Dauer

ca. 4 Minuten

Schwierigkeitsgrad

5 schwer

 

 

KOMMENTAR

Kurzbeschreibung

Morton Feldmans kurzes, feinsinniges Werk „Durations 4“ besteht aus kaleidoskopischen Harmonien und Gestalten, die zum Beispiel an Alexander Calders Mobiles erinnern, zu denen Feldman eine besondere Affinität hatte. Dieses Stück agiert als Zwischenspiel zwischen den längeren „Durations“ 3 und 5.

Notation

Die Notation besteht aus Notenköpfen ohne Notenhälse und Fermaten unterschiedlicher Länge. Das Tempo ist flexibel und die zeitliche Koordination zwischen den MusikerInnen ist nicht streng geregelt. Jedes Instrument kann die Dauer der Klänge innerhalb bestimmter Rahmen frei festlegen. Ein knapp formuliertes Vorwort auf Englisch ergänzt und präzisiert die Notation. Stimmen sind gleichzeitig Spielpartituren.

Anforderungen

  • Das Vorwort schreibt durchweg eine sehr leise Dynamik vor. Erforderlich ist also eine sichere Spielfähigkeit im piano-Bereich, zumal die anderen Parameter (Tonhöhe, Rhythmus, Klangfarbe) viel kontrastreicher artikuliert sind.
  • Bei den Streichern erfordern die leise Lautstärke, die häufigen großen Sprünge und die komplexen Übergänge zwischen verschiedenen Techniken eine saubere Bogenführung, eine lockere Instrumentenhaltung sowie sichere Lagenwechsel. Ein weicher, homogener Klang ohne Attacke und eine ausgeglichene Intensität bei den verschiedenen Spielarten (Flageolett, ordinario, sul ponticello, Pizzicato) sind stets zu berücksichtigen.
  • Die Vibraphon-Stimme ist weitgehend ein- oder zweistimmig. Für die Akkorde und Arpeggi vor allem in der ersten Hälfte des Stückes werden vier Schlägel benötigt (keine Schlägelwechsel).
  • Metrisch und rhythmisch ist das Stück nicht schwer. Das relativ schnelle Tempo stellt jedoch die Aufgabe an die MusikerInnen, eine musikalisch ruhige Situation, eine „schwebende Atmosphäre“, darzustellen, ohne die spieltechnische Präzision zu verlieren.
  • Die InstrumentalistInnen sollten den Notentext unabhängig voneinander vortragen, wobei die Fähigkeit, auf die anderen zu hören und schnell zu reagieren, dennoch sehr wichtig ist, da dieses Zusammenspiel das Stück musikalisch zusammenhält und ihm seinen fließenden, „organischen“ Charakter verleiht. 

Didaktische Hinweise und Empfehlungen

  • „Durations 4“ ist eine sehr gute Übung für die Entwicklung der Fähigkeit, frei und flexibel zu spielen und doch gleichzeitig auf ein gemeinsames Pulsgefühl zu achten.
  • Das Stück braucht eine gewisse Zeit zur Einstudierung (besonders bei den Streichern), da die spieltechnisch relativ anspruchsvollen Aktionen gut verinnerlicht werden sollten, um den Charakter und die Art des „freien“ Zusammenspiels umsetzen zu können: Je mehr auf Kommunikation im Ensemble geachtet wird und weniger auf die eigene Stimme, desto spannender wird das Werk!
  • Eine methodische Annäherung könnte folgendermaßen aussehen:
    • Beim individuellen Üben sollten zuerst die spieltechnischen Übergänge geklärt und geübt werden. Zur Entwicklung der Spielsicherheit können einzelne Abschnitte zunächst langsam, danach in Temposteigerungen wiederholt werden, bis das Gefühl eines fließenden Spiels erreicht ist.
    • Bei den ersten Proben sollte das Hauptziel sein, ein gemeinsames Tempogefühl zu etablieren. Über das Üben mit Metronom hinaus kann es sich lohnen, folgende Experimente zu dritt ohne Instrumente auszuprobieren:
      • Das Tempo bei geschlossenen Augen mit der Hand schlagen, nach ca. 10-20 Sekunden die Augen öffnen, um zu prüfen, wie weit man auseinander geraten ist.
      • Ebenso bei geschlossenen Augen: Innerlich im langsamen Tempo mitzählen, alle 5, 10 oder 20 Schläge laut klatschen und versuchen, ein gemeinsames Tempo zu finden, so dass die Schläge langsam zusammenkommen. Je größer der Abstand zwischen den Schlägen, desto schwieriger, aber auch spannender! Das Ziel ist, sich von der Strenge des Metronoms zu befreien, ohne das Tempogefühl zu verlieren.
    • Referenzpunkte zu suchen (wiederholte Töne, charakteristische Akkorde) und Phrasen zu bilden kann dabei helfen, die ziemlich homogene Struktur des Stückes fassbarer und somit verständlicher zu machen.
    • Die Entwicklung eines gemeinsamen Sinns für Intensität und Dynamik kann dadurch gefördert werden, dass jeweils eines der Instrumente nicht spielt, sondern den beiden anderen zuhört und beim nächsten Durchlauf versucht, sich in die dynamische Balance einzufügen. In diesem Prozess erhält der/die SchlagzeugerIn die Chance, weichere/härtere Schlägel auszuprobieren und selbst zu entscheiden, welche sich am besten eignen.
  • Das Stück kann in jedes Konzertprogramm einbezogen werden, zum Beispiel als Zwischenspiel zwischen zwei längeren oder größer besetzten Stücken. In Verbindung mit bildender Kunst (Ausstellungen, Installationen) kann das Werk auch sehr gut funktionieren. Trockene oder halb trockene Räume bieten die günstigste Akustik.

Bezugsquelle

Erschienen bei Edition Peters (www.edition-peters.de)

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