Niemand darf seinen Wohnort verlassen - Hakenberg, Stefan

Titel

Niemand darf seinen Wohnort verlassen : nach vier Bildern von Harald Klemm

Komposition

Hakenberg, Stefan

Besetzung

für zwei Akkordeons (Einzeltonakkordeons)

Dauer

ca. 10 Minuten

Schwierigkeitsgrad

4 mittel-schwer

Schlagwörter

Aleatorik, Improvisation, offene Form, theatralische Elemente/Musiktheater

 

KOMMENTAR

Kurzbeschreibung

Das Werk ist von vier Bildern von Harald Klemm inspiriert. Es entfaltet in vier Sätzen eine jeweils eigenständig ausdifferenzierte Klanglichkeit durch unterschiedliche Kompositionsverfahren: Aleatorik, szenische Elemente, Zwölftonmusik und freitonale Melodien erzeugen als Grundstimmung graue Nachdenklichkeit, welche die Tristesse, die schmerzhafte Hoffnungslosigkeit und den Überlebenskampf der Menschen in der deutschen Nachkriegszeit nach 1945 klanglich und teilweise auch abstrahierend szenisch nachzeichnet.

Notation

Das Werk ist traditionell notiert. Genaue verbale Spielanweisungen regeln die aleatorischen und szenischen Elemente.

Anforderungen

  • Spieltechnisch erfordert das Werk fortgeschrittene Musiker*innen, die gut mit polyphonen Texturen vertraut sind. Die komplexen Akkorde im 3. Satz sind lesetechnisch herausfordernd.
  • Dynamisch ist es übersichtlich notiert und gut realisierbar.
  • Zur Artikulation gibt es klare Anweisungen, die keine besonderen Schwierigkeiten darstellen.
  • Rhythmisch ist das Werk einfach.
  • Das Zusammenspiel ist in den traditionell notierten Duo-Sätzen 1 und 4 einfach, ebenso im 2. Satz, in dem nur eine rudimentäre Interaktion zwischen den Interpret*innen gefordert ist. Im 3. Satz ist die Interaktion der Interpret*innen durch die komplexen „Spielregeln“ des Satzes schwierig, da man flexibel mit komplexem Material aufeinander reagieren muss und gleichzeitig künstlich durch die Spielregeln unter Stress steht.

Didaktische Hinweise und Empfehlungen

Die sehr genauen Spielanweisungen zu den aleatorischen und improvisatorischen Anteilen erfordern eine intensive Auseinandersetzung. Beide Interpret*innen sollten genau die Regeln und deren präzise Realisation verinnerlichen. Vor allem der 3. Satz sollte gründlich über einen längeren Zeitraum gemeinsam geprobt werden, um über die unterschiedlichen Möglichkeiten der flexiblen Reaktionsmuster automatisiert verfügen zu können.

Für den dritten Satz sollten sich die Interpret*innen oder die Ensembleleitung genau überlegen, wie man verhindern kann, dass dieser Satz nur wie ein abstrakt-hermetisches Spiel zwischen den beiden Interpret*innen abläuft. Eventuell können das kämpferische Element, welches dem Satz innewohnt, und die Idee, den „Gegner“ musikalisch zu überwältigen, szenisch verstärkt werden, damit das Ganze auch für das Publikum erlebbar wird. In dem Fall muss man darauf achten, dass durch die Szene keinesfalls slapstickartige komische Elemente dominieren: Dies wäre dem Ernst des Werkes nicht angemessen.

Kontakt

www.stefanhakenberg.com

Bezugsquelle

Erschienen im Augemus Musikverlag (www.augemus.de).

ISMN M-50010-053-9 (10 €)