peter unter rolf - Seidl, Niklas

Titel

peter unter rolf

Komposition

Seidl, Niklas

Besetzung

Für mindestens 18 Streicher

detaillierte Besetzung

8 Violinen, 3 Violas, 4 Violoncelli, 1 Kontrabass, Mehrfachbesetzung möglich

Dauer

ca. 10 Minuten

Schwierigkeitsgrad

4 mittel-schwer

Schlagwörter

erweiterte Spieltechniken

 

KOMMENTAR

Kurzbeschreibung

Das Streichorchesterstück „peter unter rolf“ von Niklas Seidl setzt die Idee „einer Gesellschaft mit Gewinnern und Verlierern“ musikalisch um. Ein Ringkampf dient als Modell für eine idealisierte Stilisierung im ersten Satz und für eine hoffnungslosere, der Realität verhaftete Darstellung im zweiten Satz. Verschiedene effektvoll eingesetzte Instrumentaltexturen verleihen dem Werk eine nahezu körperlich spürbare und gleichzeitig assoziationsreiche Intensität.

Notation

Die Notation des Stückes ist traditionell, mit wenigen im Vorwort eindeutig erklärten Spezialzeichen für die erweiterten Spieltechniken und die Mikrotöne.

Anforderungen

  • Alle Stimmen sind einzeln besetzt. Keine Stimme spielt eine untergeordnete Begleitrolle: Alle Partien sind wichtig und werden sowohl chorisch als auch solistisch eingesetzt. Die Komposition berücksichtigt, dass die InstrumentalistInnen an den hinteren Pulten wahrscheinlich weniger Erfahrung oder begrenztere spieltechnische Fähigkeiten haben, weswegen dementsprechend der Schwierigkeitsgrad angepasst wurde. Dennoch werden Wachheit, Mut und Intensität von allen MusikerInnen gleichermaßen gefordert – dies ist ein wichtiger Teil sowohl der pädagogischen als auch der künstlerischen Botschaft des Stückes.
  • Spieltechnisch ist das Stück sparsam, aber effektvoll angelegt. Alle Spieltechniken werden im Vorwort genau erläutert und sind nicht schwer zu erlernen:
    • Im ersten Satz kommt die Technik der „Glockenpizzicati“ bei allen Bratschen- und Violoncellistimmen vor. Die Violinen spielen ordinario-Klänge, Oktav- und große Terz-Naturflageolette und vereinzelt Glissandi, die auch im Kontrabass vorkommen (keine Doppelgriffe, keine Akkorde).
    • Im zweiten Satz werden über das ordinario Spiel hinaus Bartók-Pizzicati (bei erstickten Saiten), Spiel hinter dem Steg und „Fingerwechsel-Tremolo“ verlangt. Besonders letztere Technik erfordert eine gute Instrumentenhaltung.
    • Außerdem werden in beiden Sätzen gelegentlich mikrotonale Abweichungen (als Färbung, nicht präzis zu intonieren) verwendet.
  • Die Dynamik ist abwechslungsreich und äußerst ausdifferenziert notiert (mit einer Bandbreite von pp bis ff, die bei jedem Instrument ausgelotet wird). Jeder Einsatz hat eine eigene Dynamik, zudem kommen häufig crescendi und diminuendi im Tutti vor. Das Stück eignet sich deshalb auch als orchestrale Übung für eine sichere Bogenführung.
  • Rhythmisch ist die Struktur relativ komplex. Die Instrumente spielen fast immer jeweils einzelne Töne, gelegentlich rhythmische Patterns, längere Melodien hingegen kommen kaum vor. Dennoch sind die Einsatzfolgen oft kontrapunktisch oder unregelmäßig und setzen Konzentration beim Zählen und eine gewisse Spielsicherheit voraus.
  • Die metrischen Anforderungen beruhen auf häufigen Taktwechseln und zusammengesetzten Taktarten (5/4, 6/4, 7/4), die im langsamen wie im schnelleren Tempo Aufmerksamkeit von jedem einzelnen Ensemblemitglied und ein gemeinsames Tempo-Gefühl erfordern. Einige Tempoübergänge im zweiten Satz könnten eine Herausforderung für das Zusammenspiel sein – ebenso der Wechsel zwischen metrisch gestalteten Passagen und freien Stellen, an denen jede/r InstrumentalistIn ein eigenes Muster unabhängig von allen anderen (oder in kleinen Gruppen) wiederholen soll.
  • Der ständige Wechsel zwischen Solo-, Tutti- und antiphonalen Einsätzen fordert jedes Streichorchester heraus, da jede/r MusikerIn wissen sollte, mit wem er/sie zusammenspielt, sich gleichzeitig aber von den anderen Rhythmen nicht verunsichern lassen darf. Solche Schwierigkeiten tauchen besonders bei Pizzicato-Einsätzen im langsamen Tempo auf, die in diesem Werk eine große Rolle spielen. Die Balance zwischen Eigeninitiative und aktivem, wachem Zuhören, sowie Geduld beim Proben sind in diesen Situationen von großer Wichtigkeit!

Didaktische Hinweise und Empfehlungen

  • Das Stück benötigt eine/n Dirigenten/in.
  • Das Stück enthält trotz seiner Sparsamkeit viele Informationen, die sowohl von jedem/jeder einzelnen MusikerIn beim Üben als auch vom Orchester beim Proben erfasst werden müssen – deshalb sollte genügend Zeit zur Einstudierung eingeplant werden.
  • Das Einrichten der eigenen Stimme (Zählzeiten oder wichtige Einsätze markieren, Stichnoten oder sonstige Notizen schreiben) ist wichtiger Teil der Vorbereitung, weil aus den Einzelstimmen nicht abgelesen werden kann, wie das ständig wechselnde Verhältnis zur Gruppe im jeweiligen Moment aussieht.
  • Die Pausen sollten genauso intensiv musiziert werden wie die gespielten Töne: Das Zählen von leeren Takten erfordert von den InstrumentalistInnen eine aktive Haltung. Diese könnte in einer Leseprobe vermittelt werden, die auch dazu dienen könnte, den MusikerInnen einen Überblick der Struktur des Stückes, der Einsatzfolgen, der dynamischen Balance und des allgemeinen Charakters zu geben.
  • Das aktive Mitzählen der häufigen Pausen kann wegen der vielen Unterbrechungen ermüdend sein. Um zu vermeiden, dass die Konzentration der Gruppe schnell abnimmt, sollte man lieber kürzere, intensive Proben (mit kleinen Pausen) durchführen.
  • Eine Unterteilung der zusammengesetzten Taktarten kann für das Zusammenspiel sehr hilfreich sein: Das Schlagschema sollte im Voraus durch den/die Dirigenten/in geplant und mitgeteilt werden. Danach sollte man diesen Rahmen so wenig wie möglich ändern (am besten gar nicht), um Probezeit zu sparen.
  • Es sollte auch für alle Beteiligten klar sein, welche Einsätze der/die DirigentIn zeigen wird und welche nicht: Strukturell wichtige Momente, den Anfang eines Patterns, Soli und Tutti-Einsätze sollten auf jeden Fall gezeigt werden. Wenn InstrumentalistInnen hingegen alleine, zu zweit oder zu dritt einsetzen, sollten die Kommunikation innerhalb der Gruppe und die Eigeninitiative ausdrücklich gefördert werden: Einsätze zu geben, die der/die DirigentIn nicht geben kann, stellt eine interessante Herausforderung für fortgeschrittene SpielerInnen dar.
  • Die Besetzung des Stückes kann erweitert werden, wobei immer auf die allgemeine Balance geachtet werden sollte, denn alle Stimmen sind gleich wichtig in der Gesamtmischung. Es wäre sinnvoll, die Violinen auf eine Anzahl von zehn bis zwölf und die Bratschen auf vier InstrumentalistInnen zu vergrößern. Es ist für dieses Stück nicht unbedingt von Vorteil, einen zweiten Kontrabass einzusetzen: Das bringt normalerweise zusätzliche Intonations- und Zusammenspielschwierigkeiten mit sich, die sehr auffällig in der musikalischen Textur sind.
  • Im Idealfall sollten die beiden Sätze attacca gespielt werden. Eventuell könnten sie aber auch einzeln aufgeführt werden.
  • Das Stück eignet sich wunderbar für jedes Konzertprogramm: Zum Beispiel könnten die einzelnen Sätze in Kombination mit anderen kurzen Stücken (vielleicht für kleinere Besetzungen) in ein „Miniaturenprogramm“ einbezogen werden.
  • Die Akustik des Konzertsaales ist nicht entscheidend; dennoch sind Stück und Orchester für einen leicht halligen Saal sicherlich dankbar: Ein voller Klang kann so bei den häufigen Liegetönen mit weniger Anstrengung erreicht werden. Ein sehr halliger Saal (z.B. eine Kirche) ist hingegen nicht zu empfehlen: Dort verlieren die starken punktuellen Akzente und Pizzicati an Kraft und Definition.

Bezugsquelle

Erhältlich beim Komponisten (www.niklas-seidl.eu; niklas@niklasseidl.eu)